„Das richtige Rezept zum Aufnehmen einer Pfeifenorgel gibt es einfach nicht. Viel mehr kommt es auf Erfahrungswerte, Raumakustik und probieren an.“

Bild: Stereopärchen in AB-Mikrofonierung © Philipp Thielmann 2022

In meinem letzten Beitrag auf YouTube „Orgel aufnehmen – aber einfach“ habe ich einmal eine simple Methode vorgestellt, welche sich zum Aufnehmen von Orgeln, besonders in kleineren Kirchen eignet. Natürlich kommt man in einer Kathedrale mit viel Raum mit einem einzigen Stereopärchen nicht ganz so weit, jedoch lassen sich schon deutliche Unterschiede heraushören, je nachdem, wo die Mikrofone aufgestellt sind.

Aber zunächst zur Praxis: Man kann über Mikrofonierung und der Theorie zur Aufnahme viele Bücher lesen oder ein paar Videos auf YouTube schauen, aber lernen, was am besten klappt, tut man erst im „Doing“. Dazu sei ebenfalls angemerkt, dass jeder Aufnahmeort und jede Orgel bei derselben Art und Weise der Aufnahme, unterschiedlich klingen werden. Das ist vollkommen natürlich und fordert, dass man hier immer wieder probiert. Was man mindestens zur Aufnahme braucht, habe ich einmal aufgelistet (ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe):

  • Aufnahmegerät (Entweder Laptop, i Pad oder Mobile Recorder),
  • Bei Verwendung eines Laptops / i Pads wird noch ein Audiointerface benötigt,
  • ausreichend (lange) Kabel (XLR für die Mikrofone, Stromversorgung für Laptop, etc.),
  • Mikrofone (Stereopärchen, Kleinmembranmikrofon*),
  • Mikrofonstativ mit einer ausreichenden Höhe / Halterung für Mikrofone &
  • einen guten Kopfhörer.

*Kleinmembranmikrofone weisen im Gegensatz zu ihrem großen Bruder ein gleichförmigeres, frequenzunabhängiges Richtverhalten auf und eignen sich besonders für Stereoaufnahmen.

Fangen wir mal bei dem eigentlichen Aufnahmegerät an: Ich verwende meist mein i Pad (ist leichter als ein Laptop und universeller als ein Mobiler Recorder) zum aufnehmen. Hier gibt es inzwischen die unterschiedlichsten Apps, welche Aufnahmen ermöglichen und die im Idealfall auch noch mit der heimischen DAW kompatibel sind. Das macht den Workflow bei der späteren Bearbeitung einfacher. Allerdings benötigt man dann noch ein Audiointerface (Externe Soundkarte), die es mit ihren Anschlüssen ermöglicht, die Mikrofone (üblicherweise mit XLR-Kabeln) mit dem i Pad zu verbinden. Beim Audiointerface sollte unbedingt darauf geachtet werden, ob es eine externe Stromquelle benötigt (was meist bei mehr als zwei Eingängen der Fall ist). In dem Fall muss das Interface nicht über das USB-Kabel mit Strom versorgt werden. Wird das Interface jedoch über das USB-Kabel mit versorgt, benötigt ihr in der Regel das Ladegerät für euren Laptop / i Pad, da der Akku dies meist nicht schafft. Erst recht, wenn später die 48 V Phantomspeisung für die Kondensatormikrofone dazugeschaltet werden, knicken die allermeisten Geräte ohne eine Portion extra „Saft“ ein und ihr könnt eure Aufnahmesession vergessen.

Habt ihr nun das Interface mit dem Laptop oder i Pad verbunden und eure Aufnahme App/DAW gestartet, stellt noch sicher, dass die Geräte untereinander Kommunizieren können (Interface wurde von i Pad erkannt).

Als nächstes sucht ihr euch ein Plätzen aus, welches das Aufstellen eines Mikrofonstativs recht mittig zum Orgelprospekt erlaubt. Der genaue Abstand der Mikrofone zu den Prospektpfeifen ist unter anderem davon anhängig, wie die Akustik in der Kirche ist, wieviel Raumklang man mit aufnehmen möchte, ob eher leise Stücke (hauptsächlich im Schwellwerk) gespielt werden oder die Orgel im Tutti spielt, und, und und. Bei der Höhe kann es oftmals bis zu 8 Meter oder mehr in die Höhe gehen. Mit einem standard Mikrofonständer seht ihr hier alt aus. Da muss schon etwas größeres her.

Nun kann es ans Verdrahten an das Interface gehen. Idealerweise sind die Kabel bereits in die Mikros gestreckt und am Stativ mit einer Schlaufe befestig, damit das nicht zu unterschätzende herunterhängende Kabelgewicht die Mikros nicht nach hinten kippen lässt. Bevor nun die Mikrofonkabel in die Anschlüsse des Interface gesteckt werden, solltet ihr die Phantomspeisung abschalten. Als Faustregel gilt auch hier: Erst schalten, wenn die Verbindung gegeben ist. Das gilt natürlich auch andersherum. Für den Fall das ihr das mal vergesst, könnte es passieren, das eure Mikros Schaden nehmen. Das muss nicht passieren, besser ist aber: Vorher abschalten.

Ist nun alles angeschlossen und Startklar, geht’s ans Probieren. Jetzt zahlt es sich aus, einen guten Kopfhörer dabei zu haben um gleich die ersten Aufnahmeergebnisse abzuhören. Anschließend kann bei der Aufstellung der Mikrofone ggf. noch nachjustiert werden um optimale Aufnahmeergebnisse zu erhalten. Nichts wäre doch ärgerlicher als ein perfekt gespieltes stück übersteuert oder schlecht im Kasten zu haben, oder?

Alles Weitere ist dann rumprobieren, nachjustieren und sich auf eine gute Aufnahmesession zu freuen. Für das alles solltet ihr euch natürlich eine gute Portion Zeit einplanen, denn im Stress, also „Aufbau 10 Minuten vor dem Konzert“, oder ähnlich, passieren meist die größten Pannen…

Ich hoffe nun dieser Artikel konnte euch ein bisschen weiterhelfen 😉 und in diesem Sinne, wünsche ich euch eine gute Aufnahmesession und vor allem: Spaß!

Habt ihr Fragen, Anregungen oder ähnliches? Lasst mir gerne einen Kommentar hier 😉 Ich freue mich natürlich auch über jedes Abo auf YouTube!

Autor

redaktion@philippthielmann.org

Begeisterung für die Musik, Architektur und Geschichte. So könnte man Philipp am besten beschreiben. Gutes Essen und ein Sinn für Humor dürfen aber auch nicht fehlen!